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Was bisher geschah

Akt 1

WIR/NOUS – über das Dazugehören oder wem gehört welches «WIR»?

«WIR – Fotografinnen am Frauen*Streik», 2020, Christoph Merian Verlag
Ein Kollektiv aus 31 Fotografinnen und 1 Fotografix hat den Frauen*Streik vom 14. Juni 2019 in Bildern aus fast allen Ecken der Schweiz festgehalten.

Bis zur Publikation dieses Buchs hatte ich mich (was die Öffentlichkeit betrifft) irgendwie hinter der Linse versteckt, was mir auch einen gewissen Komfort verlieh, bereits damals war mir klar; die Schuhe der Fotograf_in (des Fotografix), die konnte ich ausfüllen, die der Frau hingegen nicht.

Um mich selbst nicht zu verleugnen und auszuradieren – insbesondere auch in diesem feministischen Kontext – hatte ich keine andere Wahl, als über mein non-binäres Selbst zu sprechen. Es wird mein erstes öffentliches Outing im Berufskontext und wo andere ein gemeinsames «WIR» zelebrieren dürfen, wird es für mich eine Konfrontation mit meinen tiefstliegenden Ängsten:

> Seite 27 «WIR/NOUS» – Fotografinnen am Frauen*Streik


Mehr als ein Stern

«un astérisque sans explication
c’est comme une note de bas de page
sans définition
c’est un appel d’air
pour faire entrer du vide
au moment où on s’attend heureuxse
à de l’inclusion»

Astérisque by Klimte (full text)

«je vaux plus qu’un astérisque» / C. Künzler & R. Serez (2019)

Akt 2

«Star Wars» oder der Aufstand des Kurators

Frauen*
Fotografinnen*
Fotograf*innen
Fotografix – doch noch nicht ganz so etabliert wie wir nach WIR/NOUS dachten

50-50-50 und der Moment wo ich keine Kraft mehr hatte entgegenzuhalten; Fotograf*innen ohne erklärende Klammer (49 Fotografinnen und 1 Fotografix) verliert die Aussage, was wir dann spätestens bei der «SwissPressPhoto» Ausstellung merken, als dann da im Begleittext auf unserem Panel plötzlich steht: «50 photographes – hommes et femmes» und «50 fotografi uomini e donne» – ein freischwebender Stern ohne Erklärung trägt nichts zur Inklusion bei. Alle die bei diesem angehängten Stern mitgemeint sind (Frauen* / Fotografinnen*), fühlen sich dabei meist nicht inkludiert – so wie es Slam Poetix Klimte oben in wunderschönen französischen Worten beschreibt.

Dieser Text «Astérisque» von Klimte war damals wie ein Balsam für meine Seele. Klimte hatte all die Worte die mir damals fehlten.

Ganz grundsätzlich macht es immer Sinn, zu sagen, wofür so ein angehängter Stern steht. Im Fall von 50-50-50 haben wir dann im Sommer 2022 endlich den richtigen Wortlaut gefunden: «Wir verwenden den Stern um aufzuzeigen, dass am Projekt Frauen und non-binäre Menschen beteiligt sind».

Bereits im Sommer 2021, kurz nach der Publikation von 50-50-50 haben wir ebenfalls ein Statement dazu publiziert, das wohl kaum zur Kenntnis genommen wurde.

In der öffentlichen Berichterstattung rund um 50-50-50 wurde der non-binäre Teil eigentlich immer ausgelassen. Es war und blieb ein «Frauen-Projekt» – dennoch war und ist es sehr wichtig, dass Samiro und ich uns diesem Prozess ausgesetzt haben. Danke Samiro, für Dein Mitgehen, auch wenn es manchmal schmerzhaft war!

Der gemeinsame Prozess mit den Fotografinnen war und ist ebenfalls wichtig. Unser gemeinsamer Weg ist wertvoll und ich fühlte mich innerhalb der Gruppe in meinen Anliegen gehört und gemeinsam haben wir wichtige Schritte gemacht. Es ist mir bewusst, dass schon nur meine Existenz den Narrativ dieser Gruppe durcheinander bringt. Gemeinsam durften wir an diesen Herausforderungen wachsen. Die ehemaligen «Streik*Fotografinnen», das Kollektiv 50-50-50 und nun der neue Verein «Purple Eye».

Und die Episode «SwissPressPhoto» war dann erst der letzte Akt, der mir meine, resp. die gesellschaftlichen Grenzen nochmals so klar aufzeigte. Ich das dann aber auch als kleiner Triumph wahrnahm, als wir schlussendlich unser Panel für die «SwissPressPhoto» Folgeausstellungen ändern konnten und wie mich das Kollektiv dabei unterstützte, diesen kleinen Beitrag zu non-binärer Sichtbarkeit mitzutragen.

Kornhaus-Galerie Bern, 50-50-50 / WIR wollen ALLES, 26. Juni – 11. August 2021

Ich erinnere mich auch an einen Dialog mit dem Kurator der Kornhaus-Ausstellung. Für die Ausstellung 50-50-50 / WIR wollen ALLES im Berner Kornhaus wurden wir angehalten unseren Text zu ändern, weil er gemäss dem Kurator «zu aktivistisch» daherkam. Einmal mehr wurde das Wort Fotografix ausgelassen und wir wurden wieder zu Fotografinnen*.

Ich erklärte dann dem Kurator, dass ich diese Fotografix-Person sei und dass da so viel mehr dahinter steckt als einfach komplexe Grammatik oder der Kampf um die Position eines Sterns, der uns in unserem Komfort herausfordern mag. Es sind immer auch Menschen dahinter!

Ich sagte dann, «dass ich ab sofort nur noch non-binäre Menschen portraitieren werde und dann komme ich zurück ins Kornhaus mit einer Ausstellung, damit alle sehen können: #ThisIsWhatNonBinaryLooksLike … »

Längerfristig wünsche ich mir #ThisIsWhatNonBinaryLooksLike #SwissEdition tatsächlich im Berner Kornhaus zu präsentieren.

Es bleibt spannend, wohin uns dieser Prozess führen wird.

Akt 3

#ThisIsWhatNonBinaryLooksLike

Ich will jene Bilder kreieren, die mir selber während meinem Wachsen und Werden gefehlt haben.

Mich selber in der öffentlichen Darstellung nicht repräsentiert sehen. In den Erzählungen nicht vorkommen. Sprache schafft Realität und wenn Sprache uns nicht abbilden kann, existieren wir auch nicht.

«Wer der Norm entspricht kann dem Irrtum erliegen dass es sie nicht gibt.»
– Carolin Emke

Diese Arbeit ist auch ein Beitrag an den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs, sowie ein Versuch, der gegenwärtigen medialen Aufruhr rund um trans und genderdiverse Menschen, mit authentischen non-binären Geschichten zu begegnen. 

Es ist an der Zeit, dass wir unsere eigenen Geschichten erzählen!

Akt 4

#politics

Spätestens seit dem ablehnenden Bundesratsentscheid vom 21.12.2022 zu den beiden Postulaten «Drittes Geschlecht im Personenstandsregister» von Silbel Arslan, sowie «Einführung einer dritten Geschlechtsidentität. Folgen für die Rechtsordnung» von Rebecca Ana Ruiz, haben sich non-binäre Menschen aus der ganzen Schweiz vernetzt, um diesem Entscheid Gegensteuer zu geben und für unsere vielfältigen Existenzen ausserhalb der binären Geschlechtsordnung einzustehen und unsere Rechte einzufordern!

Nach einer ersten spontanen Kundgebung am 30.12.22 in Zürich, haben sich am 01.04.23 non-binäre Menschen aus der ganzen Schweiz in Bern getroffen um aufzuzeigen, dass die gesellschaftliche Relevanz, die der Bundesrat bestreitet, in der Schweiz sehr wohl vorhanden ist.

01.04.23: non-binäre Menschen aus der ganzen Schweiz fordern vom Bund rechtliche Anerkennung
Fotos: picturemaker photography

Es war in der Tat ein historischer Tag und für mich persönlich auch ein sehr berührender Tag – es war spürbar, dass es allen Menschen die teilnahmen, ein grosses persönliches Anliegen war und dass unser Sein so klar über all diese politischen Debatten hinausgeht.

Dieses Projekt leistet auch einen Beitrag an die Schweizer WeExist! Kampagne, als Multiplikator(ix) für Schweizer non-binäre Forderungen an die Politik.

Up-date aus der Herbstsession 2023: das Postulat «Verbesserung der Situation von nicht binären Personen» wird vom Nationalrat mit deutlicher Mehrheit angenommen und so geht der Ball nun zurück zum Bundesrat. Einordnung dazu von TGNS (Transgender Network Switzerland).

Wichtig um zu verstehen: Die Existenz und Anerkennung non-binärer Menschen hat nichts damit zu tun, dass andere Geschlechter abgeschafft werden sollen. Es geht einzig darum gesellschaftliche Realitäten angemessen anzuerkennen. Non-binäre Menschen in ihrer Existenz anzuerkennen spricht niemandem das Geschlecht oder die eigene Wahrnehmung von Geschlecht ab.

Vernetzung innerhalb der Schweizer Enby Community: Bubble_up!

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